„Ohne unsere Reach-Stacker läuft hier gar nichts“

Reach-Stacker sind schwere Radfahrzeuge. Sie heben tonnenschwere Container als seien es Legosteine, und platzieren sie, wohin immer sie sollen. Wer sie führen will, braucht eine fundierte Einweisung, viel Gefühl und ein gutes Auge.

Tim Rang ist einer von derzeit acht PCH-Mitarbeitern, die einen Reach-Stacker fahren dürfen.

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Er bringt etwa 68 Tonnen auf die Waage, ist knapp zwölf Meter lang, 4,2 Meter breit, hat einen auf zwei Ebenen geschweißten Ausleger aus T-1-Stahl und kommt auf bis zu 20 Stundenkilometer. Vor allem aber ist der dieselbetriebene Hyster-Reach-Stacker RS 46 enorm wendig und besonders stark: Bis zu 44 Tonnen kann das Multitalent bewegen. Damit ist der imposante Containerstapler ein unverzichtbarer Helfer im Packing Center Hamburg (PCH), das auf seinem großen Betriebshof in Hamburg-Wilhelmsburg nationalen und internationalen Spediteuren eine sowohl fachgerechte als auch zuverlässige Be- und Entladung bietet. „Ohne unsere insgesamt drei Reach-Stacker, von denen immer zwei im Einsatz sind, läuft auf unserer Anlage gar nichts“, sagt PCH-Geschäftsführer Uwe Zemelka.

Zurzeit haben acht PCH-Mitarbeiter die Berechtigung, die Reach-Stacker zu fahren. „Die meisten von ihnen sind gelernte Seegutkontrolleure, Fachkräfte für Hafenlogistik, Lkw-Fahrer oder Quereinsteiger, die schon vor ihrem Einstieg mal schwere Maschinen gefahren haben“, berichtet Ole-Arnd Brügmann, der ebenfalls Geschäftsführer im Packing Center Hamburg ist. Bei der Auswahl der Personen, die Reach-Stacker fahren sollen, achtet er vor allem darauf, dass diese entspannt, umsichtig und teamfähig sind – und ein gutes Auge haben. Zu den formalen Voraussetzungen, um die Berechtigung zum Führen eines Reach-Stackers zu erhalten, gehören ferner ein Mindestalter von 18 Jahren und eine arbeitsmedizinische Eignung (G-25-Untersuchung). Erfahrungen im Schwerstapler-Handling sind wünschenswert, außerdem sollten ein PKW-Führerschein sowie ein Flurförderzeugschein mit entsprechender Fahrerfahrung vorhanden sein.

Theorie und Praxis

Bevor einer der riesigen Reach-Stacker gefahren werden darf, gilt es, eine intensive eintägige Unterweisung durch die Firma Norgatec zu absolvieren. Sie umfasst theoretische Inhalte und auch praktische Übungen. In der Theorie geht es in erster Linie um die verschiedenen Bauarten, Funktionen und Antriebe (inklusive technischer Grundlagen und Hydraulik) der „Stacker“. Thematisiert werden ferner die Lastaufnahmemittel und deren Verwendung, die Besonderheiten der einzelnen Einsatzbereiche und der Umgang mit Tragkraftdiagrammen, Fliehkräften und Kippverhalten. Und schließlich kommen die einschlägigen Vorschriften der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) zum Führen von Flurförderzeugen zur Sprache. Im Praxisteil stehen dann eine vollumfängliche Einweisung am Gerät auf dem Betriebsgelände, mehrere Fahrübungen mit unterschiedlichen Lasten und auch das Anschlagen von Lasten (Schwergut-Handling) an.

PCH-Mitarbeiter Tim Rang hat vor fünf Jahren an der anspruchsvollen Einweisung teilgenommen. „Da habe ich viele nützliche Dinge gelernt. Obwohl ich mich bestens vorbereitet gefühlt habe, hat mich der gigantische Reach-Stacker anfänglich dann schon etwas eingeschüchtert. Dass ich in der ersten Zeit noch einen anderen Fahrer in der Kabine an meiner Seite hatte, war daher sehr angenehm und beruhigend für mich“, erzählt er. Schlussendlich habe er etwa sechs Monate gebraucht, um den Hyster RS 46 problemlos bedienen zu können und Schwergut, insbesondere die 20 bis 40 Fuß großen ISO-Container, gekonnt und professionell zu bewegen. Zu seinen Aufgaben gehört es übrigens auch, Gate-out-Meldungen an den Zoll zu senden. Tim Rangs Arbeitsplatz befindet sich in zweieinhalb Metern Höhe.

Die ergonomisch geformte Fahrerkabine hat eine Heizung, Dachfenster aus Panzerglas und einen mechanisch gefederten Sitz. Darüber hinaus ist die Kabine darauf ausgelegt, den ohnehin schon geringen Geräusch- und Vibrationspegel für das Fahrpersonal noch weiter zu senken. Die hydraulische Steuerung des Stackers erfolgt über einen Joystick. Hilfreiche Handlungsempfehlungen zur Gewährleistung der Stabilität und zur Reduzierung der Lastabstände erhalten Tim Rang und seine Kollegen über ein digitales Sieben-Zoll-Display, das alle relevanten Informationen zu Containernummern und dazugehörigem Trucker, zu Lastgewicht, Lastmoment und Auslegergeometrie wie auch zu anstehenden Arbeitsaufträgen enthält. Teilweise bekommen die Fahrer die Arbeitsaufträge aber auch telefonisch aus der Container-Hebestelle vom PCH. Diese registriert, überwacht und koordiniert alle Zu- und Abläufe von Containern auf dem PCH-Betriebsgelände.

Schwergut, insbesondere die 20 bis 40 Fuß großen ISO-Container, bewegt Tim Rang mit seinem Hyster-Reach-Stacker RS 46 gekonnt und professionell

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Zusammen mit den Kollegen fährt Tim Rang im Zwei-Schicht-System – allerdings nicht mehr als vier bis fünf Stunden am Stück, weil allerhöchste Konzentration erforderlich ist. Arbeitsbeginn ist spätestens um sechs Uhr morgens, gegen 15 Uhr ist zumeist „Schicht im Schacht“. Die Arbeit mit dem Reach-Stacker macht Tim Rang viel Spaß, insbesondere weil sie so vielfältig ist. „Jeder Container ist anders. Da ist immer wieder Fingerspitzengefühl gefordert, um einen unserer 35 Container-Lkw zu beladen“, berichtet er. „Außerdem gefällt mir, dass wir sehr eng im Team zusammenarbeiten. Das klappt super und natürlich ist auch die Aussicht von meinem Arbeitsplatz echt toll – jeden Tag wieder.“

Nachhaltiger durch Neuentwicklung

2023 wurde eine neue Generation Reach-Stacker an das PCH ausgeliefert. Wie auch die vorherigen Modelle verfügen diese über ein harmonisiertes Systemdesign mit automatischer Drehzahlerhöhung, lastabhängiger Hydraulik, bedarfsgesteuerter Kühlung und Ruhemodus bei Leerlauf. Alle diese Features tragen dazu bei, den Kraftstoffverbrauch der Reach-Stacker unter verschiedenen Lastbedingungen zu reduzieren. Ole-Arnd Brügmann: „Dadurch lassen sich über die Lebensdauer der Schwergewichte erhebliche Einsparungen bei den Wartungskosten und vor allem auch beim Kraftstoffverbrauch erzielen. Und das kommt schließlich auch unserer Umwelt zugute.“