Planen, wo Planung nicht möglich ist

Restriktive Anlieferung an die Hamburger Containerterminals, Kapazitätsengpässe beim Equipment und Schiffsraum sowie Schiffsausfälle fordern SACO Shipping heraus. Plätze werden wochenlang im Voraus gebucht, der persönliche Kontakt zu Kunden ist wichtiger denn je.
Die SACO-Mitarbeiter teilen den Kunden zeitnah mit, ob Schiffe ausfallen oder sich verspäten.

© SACO

SACO Shipping ist auf den Weltmeeren zu Hause. Der Non Vessel Operating Common Carrier (NVOCC) – ein Reeder ohne eigene Schiffe – hat sich auf Stückgüter spezialisiert, die er in Sammelcontainern für den weltweiten Versand zusammenfasst. Rund 1.000 TEU schlägt das Unternehmen wöchentlich in Hamburg ausschließlich für Spediteure um, wo es auf 100.000 Quadratmetern Fläche Platz für 500 Leercontainer hat. „Früher konnten wir gepackte Container direkt zum Terminal fahren und dort fünf Tage lagergeldfrei stehen lassen“, führt Tomas Thiele aus, Abteilungsleiter Südostasien und Indien.

Heute muss SACO Shipping ein Zeitfenster im Terminal buchen und darf Container innerhalb von zwölf Stunden vor Schiffsankunft anliefern lassen. „Dennoch müssen wir Container eine Woche vor Schiffsankunft packen, weil die Reederei sämtliche Daten und Dokumente vorab haben will“, erläutert Felix von Wedel, Abteilungsleiter Fernost. Daher stehen nun sowohl volle als auch leere Container auf dem SACO-Gelände. Darüber hinaus bringen täglich zwischen 300 und 400 Lkw Ware, die aber nicht sofort weiterverarbeitet werden kann, weil das eigene Lager aus allen Nähten platzt.

„Seit rund einem Jahr läuft zudem kein Schiff mehr pünktlich den Hafen Hamburg an“, sagt von Wedel. Schiffstaus, verursacht durch die Coronapandemie und/oder das Containerschiff Ever Given, das im März 2021 den Sueskanal wochenlang blockierte, machen allen an der Lieferkette Beteiligten das Leben schwer. Dazu kommen die restriktive Anlieferung an die Hamburger Containerterminals, Kapazitätsengpässe beim Equipment und Schiffsraum – zum Teil durch Reedereien künstlich herbeigeführt – sowie Schiffsausfälle. Die immer größer werdenden Containerschiffe verzögern die Abwicklung zusätzlich. Ware bleibt liegen.

Durch die Lieferkettenprobleme läuft mittlerweile Vieles just in time, damit Terminals und Lager nicht volllaufen.

© SACO

„Alleine in Shanghai stehen noch rund 100.000 Container, die nach Hamburg sollen. Sie fehlen im Kreislauf“, betont Thiele. Ebenso befinden sich in der Ukraine Leercontainer, an die man derzeit nicht herankommt. Das ganze Gefüge ist auseinandergefallen. Momentan ist alles knapp und teuer, niemand fragt nach Preisen – es kostet, was es kostet. „Wir versuchen täglich, uns Platz auf den Schiffen zu sichern, buchen Plätze wochenlang im Voraus“, fügt er hinzu. SACO stehe in Kontakt mit allen Reedereien, kenne alle persönlich und sei sehr um ein gutes Verhältnis bemüht. „Wir wollen für unsere Kunden die Ersten sein, die die Allocation bekommen“, erläutert von Wedel.

Vieles läuft mittlerweile just in time, weil ansonsten Terminals und Lager volllaufen. Ganz wichtig sei daher der Informationsfluss in Richtung der Kunden. Thiele: „Wir müssen den Kunden alles, was passiert, zeitnah mitteilen, also ob Schiffe ausfallen oder sich verspäten.“ Sämtliche Abläufe sind mittlerweile digitalisiert, sodass alle betroffenen Kunden automatisch per einmaligem Knopfdruck dieselbe Nachricht erhalten. „Wenn Auftraggeber nicht möchten, müssen sie kein Wort mit uns reden“, sagt von Wedel. „Wir glauben aber immer noch, dass es ein People’s Business ist, und sprechen sehr viel mit ihnen.“ Gerade, wenn etwas schieflaufe, sei es wichtig, anzurufen und nicht einfach eine E-Mail zu schicken.