© offenblen.de/Marcus Barthel
Kurz vor der Abfahrt in den Hamburger Hafen geht plötzlich alles ganz schnell. War das Flatrack vor wenigen Augenblicken noch leer, hat Staplerfahrer Yury Levin nun zunächst die eine Kiste aufgeladen und einige Minuten später auch die zweite. Schon die kleinere der beiden ist mannshoch, ebenso breit und durchaus beachtlich. Die größere und noch einmal merklich sperrigere Kiste überragt nicht nur deutlich die Breite des 40-Fuß-Flatrack von immerhin rund 2,43 Metern, sondern ebenso dessen knapp 1,95 Meter hohe Seitenwände.
Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Projektabteilung SACO-FCL gehören solche Dimensionen, und das ohne Obergrenze, zum Alltag. Ob Breakbulk, Projektladung oder Ro-ro-Verschiffungen – sie organisieren hierfür ebenso wie für Standardcontainer Vorlauf, Seetransport und Nachlauf. Und sie wissen genau, wie groß die maximale Nutzlast eines solchen Spezialcontainers mit seiner massiven Bodenplatte ist, wie breit, wie hoch und wie lang die Ladung, in der Regel Maschinen und Geräte, pro Flatrack sein darf.
Das sollte allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, wie viel Know-how und Erfahrung benötigt wird, wie viel spezielles Equipment erforderlich ist und vor allem welcher Aufwand in der Konzeption, der Abstimmung mit den Kunden und der Koordination liegt, damit dann letztlich ein Rädchen in das andere greift, alles reibungslos und für die Ladung wie für die Beschäftigten sicher und pünktlich abgewickelt wird.
Als Lager- und Packbetrieb ist die im Jahr 1996 gegründete Firma WSG, die Anfang 2018 als Tochterunternehmen vollumfänglich in die Firmengruppe SACO/PCH integriert wurde, auf das Packen von Containern spezialisiert. Das gilt für alles, was im Container oder darauf transportiert werden kann, also auch für Spezial-Equipment. Zur Verfügung stehen dafür auf dem Gelände am Grasbrook, wo der Schwerlastboden genau für solche Zwecke verdichtet ist, zwei Reachstacker mit einer Tragkraft von jeweils 46 Tonnen sowie vier Deckenkräne mit einer Tragkraft zwischen 10 und 30 Tonnen. Hinzu kommen insgesamt 20 Diesel- wie Elektrostapler mit einer zulässigen Traglast zwischen 3,5 und 33 Tonnen und Überhöhenrahmen sowie Spezialketten für den Transport und Umschlag von 20- und 40-Fuß-Spezial-Equipment-Containern.
Seit dem Umzug der SACO-Tochter 2005 in die Schilfstraße und der kürzlich erfolgten Erweiterung um das Nachbargrundstück stehen hier nun insgesamt 30.000 Quadratmeter Fläche zur Verfügung, davon 8.500 Quadratmeter Hallen- und 1.000 Quadratmeter Schleppdachfläche. „Dadurch haben wir nicht nur mehr Platz für die Kunden, sondern die zusätzliche Fläche bedeutet zudem mehr Sicherheit für die 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Und dank der Hallendächer können wir auch große Pakete vor Witterungseinflüssen schützen“, erläutert Christian Brandt, Prokurist und General Manager bei der WSG.
Bei Kunden mit sicherer Verpackung und Vorlauf punkten
Doch zurück zu den beiden Kisten: „Bis zur Verladung auf die Flatracks stellen wir sie aus Sicherheitsgründen zwischen die Container“, erklärt Ivo Heitmann, Sales & Customer Service bei SACO. Und auch auf dem Flatrack ist reichlich Material wie Antirutschgummis und Stauholz zur Ladungssicherung nötig. „Manchmal müssen wir noch Stützbalken einziehen, etwa wenn die Kiste beim Anheben mit dem Stapler wackelt.“ Bei Bedarf sorgen Querbalken dafür, dass die Last gleichmäßig auf dem Flatrack verteilt ist. „Außerdem verwenden wir zum Unterfüttern solcher Kisten Kantholz, Presspappe und Gummistreifen“, so Brandt.
Dass all das natürlich etwas kostet, ist den Kunden bekannt: „Sie sind bereit, Geld auszugeben, damit die Ladung sicher am Empfangsort ankommt.“ Eines habe sich jedoch verändert. „Im Zuge der steigenden Holzpreise ist eine Herausforderung hinzugekommen: Beim Verpackungsmaterial wird gespart und wir müssen beim Handling noch mehr aufpassen“, berichtet Brandt.
Während zwei seiner Kollegen die Kisten mit orangefarbenen Bändern laschen, erläutert er: „Wir müssen wegen der Schiffsbewegungen während des Transports das Dreifache des Gewichts absichern.“ Und auch wenn man es ihnen nicht ansieht: Jedes Band kann bis zu sechs Tonnen Niederzugkraft aushalten. Händisch wäre es allerdings unmöglich, die Bänder straff genug zu ziehen, sodass pneumatische Gurtspanner zum Einsatz kommen.
Das größte Lot: Rettungsboote für die Bahamas
Alleinstellungsmerkmal: alles aus einer Hand
Herausforderungen unterschiedlicher Art gehören beim Umgang mit sperriger Projekt-, Breakbulk- und Ro-ro-Ladung jedoch dazu: „Bei großen Projekten ist es wichtig, im Voraus alle Eventualitäten mitzudenken und einzuplanen“, berichtet Heitmann. „Dabei geht es etwa darum, ob eine Kiste stapelbar ist und ob beispielsweise 30 Tonnen mit einem Stapler während des gesamten Transports handelbar sind“, ergänzt Wenzel. Schließlich soll im Interesse der Kunden vermieden werden, dass überraschend ein Kran benötigt wird und dadurch zusätzliche Kosten entstehen.
Die Zusammenarbeit mit den Kunden erfordert manchmal auch viel Flexibilität: So stellt der Auftraggeber in der Regel zwar die Verpackung bereit, die Feinabstimmung, beispielsweise zu den Einzelabmessungen, erfolgt teils allerdings erst kurz vor der Abholung durch den Tieflader. „Auch deshalb sind wir von morgens bis abends ansprechbar, im Notfall auch auf dem Handy“, unterstreicht Heitmann. Bei den beiden großen und sperrigen Kisten klappt alles wie am Schnürchen. Schließlich gibt es zu groß und zu sperrig für SACO nicht.
Ivo Heitmann, Sales & Customer Service bei SACO
Jessika Ruschmeyer, Export und Disposition bei der WSG
Andreas Fries, Prokurist und General Manager bei SACO
Christian Brandt, Prokurist und General Manager bei der WSG
Helge Wenzel, Sales & Customer Service bei SACO
© offenblen.de/Marcus Barthel